Erik Stohn: Gedenkorte in Jamlitz und der Potsdamer Leistikowstraße als Teil einer lebendigen Erinnerungskultur Brandenburgs

Erik Stohn

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Die Gedenkstättenverordnung wird geändert und die Gedenkorte in Jamlitz und der Leistikowstraße in Potsdam werden mithin Teil der Brandenburgischen Gedenkstättenstiftung.

Erik Stohn, Sprecher der SPD-Fraktion für Kultur-, Wissenschafts- und Forschungspolitik nach der heutigen Anhörung im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur:

„Die Aufarbeitungs- und Erinnerungsarbeit der Brandenburgischen Gedenkstättenstiftung erinnert seit 1993 an Terror, Krieg und Gewaltherrschaft. Ihre Arbeit fördert die öffentliche Auseinandersetzung mit diesen Themen, um rechte Hetze entschieden entgegen zu treten. Leider gehören knapp 80 Jahre nach dem Ende der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Diskriminierung noch immer zum Alltag in Deutschland. Deshalb brauchen wir Orte wie Jamlitz und die Leistikowstraße in Potsdam mehr denn je für eine aktive, lebendige Erinnerungskultur.

Insbesondere vor dem Hintergrund des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine müssen Erinnerungen an die Opfer und Hinterbliebenen der Nazi-Schreckensherrschaft wach bleiben.

Mit der Aufnahme von Jamlitz und der Leistikowstraße in die Brandenburgische Gedenkstättenstiftung stärken wir diese Gedenkorte und bewahren deren Arbeit für künftige Generationen. Wir wollen vor allem dazu beitragen, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.“

Erik Stohn weiterhin: „An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank den vielen Ehrenamtlichen, den Zentralrat der Juden und dem Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein, der sich über Jahrzehnte für den Erhalt der Gedenkstätten eingesetzt haben.“

Hintergrund:
Im ‘Arbeitslager Lieberose‘ in Jamlitz (Landkreis Dahme-Spreewald) mussten von 1943 bis 1945 rund 10.000 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Das Außenlager des KZ Sachsenhausen war zeitweise das größte Lager mit jüdischen Häftlingen auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Von 1945 bis 1947 befand sich am selben Ort das sowjetische Speziallager Jamlitz. Zu DDR-Zeiten wurde 1973, mehrere Kilometer vom historischen Ort entfernt, ein Mahnmal in Lieberose errichtet. Nach 1990 kümmerte sich die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz um das Gedenken vor Ort. Die 2003 auf dem ehemaligen Lagergelände in Jamlitz errichtete Freiluftausstellung zum KZ-Außenlager sowie zum sowjetischen Speziallager wurde 2018 um einen Gedenkort ergänzt. Das Kulturministerium stellt der SBG rund eine Million Euro für die Erweiterung des Gedenkortes bereit.
Weitere Informationen: www.die-lager-jamlitz.de

Das ehemalige Pfarrhaus und Sitz der Evangelischen Frauenhilfe in der Potsdamer Leistikowstraßewurde von der sowjetischen Militärspionage am 15. August 1945 als Geheimdienstgefängnis in Betrieb genommen. Wie viele Frauen und Männer bis 1991 gefangen gehalten und zu langjähriger Lagerhaft oder zum Tode verurteilt wurden, ist bis heute unbekannt. Im Jahr 1994 erfolgte die Rückgabe des Gebäudes an den Alteigentümer, den Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein. Damit begann ein breites bürgerschaftliches Engagement zum Erhalt des einstigen Untersuchungsgefängnisses als Gedenkstätte. Im Jahr 2008 wurde die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraßegegründet, die von der SBG treuhänderisch verwaltet wurde. Die Dauerausstellung ‘Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße Potsdam‘ informiert über die Geschichte des Ortes und das Schicksal der Häftlinge. Das Land unterstützt die Stiftung in diesem Jahr mit rund 215.000 Euro.
Weitere Informationen: www.gedenkstaette-leistikowstrasse.de